New Brunswick (30.5. - 4.6.2019)

Der Name New Brunswick (Neubraunschweig) leitet sich von König Georg III von England (wir erinnern uns: dem Vater des Namensgebers von PEI) ab, der dem Fürstenhaus der Welfen von Braunschweig entstammt. Kann man wissen, muss man aber nicht.

Bei einem Kaffeehalt in Moncton entdecken wir den Brass Pro Shop. Wie ein überdimensionales Blockhaus mit Hirschgeweihen als Türknauf stellt sich der Eingang dar. Darüber wahrscheinlich das Firmenmotto: For Fishermen, Hunters, and other Liars. Das riesige Sortiment deckt jeden Wunsch ab: Motorböötli, Tarnkleidung, Bärenfallen, Kanus etc. Beeindruckt sind wir von der Riesenauswahl an Fischerruten, Waffen und Armbrüsten. Zu Ausbildungszwecken ist ein Grossaquarium vorhanden, das die einheimischen Fische in vivo zeigt. Ordentlich grosse Hechte stehen am Glas und beobachten die Beobachter.

Eine Vitrine von Victorinox erregt unsere Aufmerksamkeit. Darin wird das übliche Sortiment an Swiss Army Knives zu gesalzenen Preisen feilgeboten. Die Specialedition ist für über dreissig Dollar zu haben: anstelle von Rot mit Schweizerkreuz treten grüne Fischschuppen und Firmenlogo (nein, wir haben keines gekauft).

Anglertage können lang sein und so finden sich auch überdimensionierte Behälter (fünf Liter) mit Flips, Chips und Nachos im Angebot.

Cape Hopewell
Der Hauptattraktion von New Brundwick, dem weltweit höchsten Tidenhub in der Bay of Fundy, statten wir am Cape Hopewell einen Besuch ab. Der Park ist noch geschlossen, die Flowerrocks jedoch zugänglich. Wir waten durch den Schlick der Ebbe und schiessen die obligaten Photos. Gemäss iOverlander-App kann auf dem kleinen Parkplatz vor dem Parkeingang übernachtet werden. Wir sind einfach noch zu wenig abgebrüht, um unter einem Verbotsschild (absolute no overnight parking, Police patrolled) zu nächtigen. Wir suchen uns einen Parkplatz ohne entsprechede Ausschilderung und verbringen eine ruhige Nacht.

Durch das grüne, wilde Herz von New Brunswick schlagen wir einen Haken nach Fredericton, der Hauptstadt. Diese präsentiert sich bei schönstem Sonnenschein über dem St. John River, wir werden an Basel und seinen Rhein erinnert. Die ehemalige Eisenbahnbrücke und Teile des Trassees wurden zum Spazierweg umfunktioniert. Wir überqueren den St. John River zu Fuss und stellen fest: er ist mindestens drei Mal so breit wie der Rhein und es gibt keine Fäähri - also wieder zu Fuss zurück. Danach haben wir einen Craft-Cidre im Red Rover Cidre House mehr als verdient.

Miramichi
Bezeichnet einen Ort, Fluss oder ein Tal. Gemäss Reiseführer ist es auch ein akadisches Synonym für einen unbestimmten geheimnisvollen Zauber. Uns treiben jedoch profane Gründe auf den Campingplatz Enclosure: wir müssen Wasser bunkern, Abwasser dumpen und Wäsche waschen. Wir finden uns umzingelt von kanadischen Riesencampanhängern - rollende Fünfzimmerwohnungen - mit Holzveranda und gemauerter Feuerstelle. Stay long and talk much ist das erklärte Motto.

Zum ersten Mal können wir draussen sitzen und essen. Auf den Photos nicht sichtbar sind die Heerscharen von Blackflies und Moskitos. Ein Aufenthalt im Freien ist nur mit dick aufgetragenem Antimückenmittel erträglich.

Kaffeehalt
Wir machen Pause und Eva kümmert sich um den Kaffee. Bei der Bestellung trifft das umgangssprachlich nuschelnde akadische Französisch auf Schweizer Schulfranzösisch. Nach gefühlten zehn Minuten sind die beiden Kaffees, einmal mit sehr wenig und einmal mit sehr viel Milch, bestellt. Eva wird noch etwas - wieder total vernuschelt - gefragt und interpretiert die Frage als "ist das alles"? Die Antwort ist '"oui" und schon landet ein Carot-Muffin bei den beiden Kaffees. Eva sagt nichts mehr und bezahlt auch den Muffin. Es geht nichts über zwei heisse Kaffees und ein unerwarteter frischer Muffin.

Nun erwartet uns das wilde Ende der Welt.

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