Playa Tecolote – Pichilinghe (Hafen) – Topolobampo – Playa El Maviri – Los Mochis – El Fuerte – Huatabampito – Alamos - San Carlos – Huatabampito – El Fuerte – El Divisadero – El Fuerte
(20.12.2019 – 10.1.2020)
Mar Cortés
Drei Tage Wartefrist lassen sich an der Playa Tecolote problemlos überbrücken, wir schiffen uns noch vor Weihnachten auf der Balandra Star ein. Diese entpuppt sich als alter, für Lastwagen und Container vorgesehener Frachtkahn mit minimalem Komfort. Keine Kabinen nur Flugzeugbestuhlung in zwei fensterlosen ‚Salons‘, es ist nicht erlaubt im Camper zu bleiben. Die junge freundliche Hostess rät uns dringend zur Einnahme von Medikamenten gegen Übelkeit, da mit hohem Wellengang zu rechnen sei. Wir ‚gönnen‘ uns die volle Dosis. Das überraschend gute Abendessen aus der Ein-Koch-Kombüse lassen sich nicht nur die mexikanischen Trucker schmecken.
Die Überfahrt dauert normalerweise sechs Stunden, nicht aber in dieser Nacht. Die Balandra Star beginnt zu rollen und zu stampfen, es ächzt und stöhnt gewaltig in den Stahlverstrebungen. Aufstehen ist nur noch mit dem Risiko eines Sturzes möglich. Wir ‚hängen‘ in den Sesseln, die Medikamente wirken, knapp! Nach elf Stunden rollen wir immer noch weiss um die Nase und mit flauem Gefühl im Magen vom Schiff auf den nächstbesten Parkplatz, wir müssen uns erholen. Zwei weitere Nächte verbringen wir am Strand von El Maviri, am Tag einsam und verlassen, nachts ein Kommen und Gehen.
Die Weihnachtsferien der Mexikaner haben bereits begonnen und wer nicht auf den Strassen unterwegs ist, fährt mit dem El Chepe in die Kupferschlucht. Wir brechen unseren ersten Versuch Billette für diese spektakuläre Bahnfahrt zu ergattern ab. Auf der Flucht vor dem mexikanischen Weihnachtsferienwahnsinn fahren wir nach Norden.
In Huatabampito stellen wir uns direkt am Strand auf den RV-Park-Hotel-Restaurant El Mirador. Es gefällt uns so gut, dass wir mit Barbara und Rick, Snowbirds aus Kanada, entspannte aber spezialle Strand-Weihnachten feiern. Am Weihnachtstag werden wir von der Inhaberfamilie zum Weihnachtsmittagessen eingeladen. Sehr gutes Essen wird serviert und die Fröhlichkeit dieser echt mexikanischen Grossfamilie ist ansteckend. Die Kinder, die ihre Geschenke erst am Tag der heiligen drei Könige erhalten, spielen ‚Pinada‘ und schlagen so lange auf eine Pappfigur ein, bis die darin enthaltenen Süssigkeiten herausfallen.
Jeder kennt die Stadt Alamos aus diversen Filmen. Das koloniale Kleinod schmiegt sich in die Sierra Madre und lebt vom Glanz vergangener Zeiten, als noch Silber abgebaut wurde.
Im Eco Camp Inn, eine mexikanische Freizeitanlage in der Nähe von Obregon, geniessen wir die Sierra Madre, den Sternenhimmel und die Ruhe und Stille…
Silvester mal anders
Der kilometerlange Strand von San Carlos lädt zum Freistehen direkt am Meer ein. Langsam fahren wir die Sandpiste entlang und halten nach dem schönsten Platz Ausschau. Wir hätten besser auf den ‚Strassenzustand‘ unmittelbar vor unseren Rädern achten sollen, wir graben uns wiedermal im Schlamm ein. Die Befreiungsaktion läuft routiniert und schnell ab, das Putzen der Ausrüstung dauert dann drei Mal so lange, denn der Schlamm klebt hartnäckig.
Wir finden immer noch etwas ‚eingesaut‘ in schönes Plätzchen mit netten kanadischen und amerikanischen Nachbarn. Aus Sicherheitsgründen, es gab schon Überfälle, werden lockere 'Nachbarschaften' gebildet.
Bei Sonnenuntergang werden sechzig frischgeschlüpfte Meeresschildkröten in die Freiheit entlassen. Ein schönes Silvestererlebnis.
Igor, ein deutschsprechender kanadischer Nachbar, lädt uns an sein Lagerfeuer ein. Wir verbringen eine unterhaltsame Zeit, bis der einsetzende Nieselregen der illustren Runde ein feuchtes Ende setzt. Wir hören das Feuerwerk von San Carlos, zu sehen ist wegen der Wolken leider nichts.
Feliz nuevo ano!
Wir kehren zurück an ‚unseren‘ Weihnachtsstrand in Huatabampito. Rick und Barbara laden uns ein, sie an den Sonntagsmarkt in Huatabampo zu begleiten. Man könne aber nie vorher wissen, welche Art von Waren angeboten werden, denn für mexikanische Logik sind unsere ‚Gringohirne‘ nicht geschaffen. Wir erleben einen mexikanischen Flohmarkt, Touristen gibt es hier kaum dafür echt gute Glacé.
(K)ein Ticket
Zum zweiten Mal stehen wir auf dem Bahnsteig von El Fuerte und freuen uns auf die Zugfahrt mit dem El Chepe in die Barrancas de Cobre (Kupferschlucht). In El Fuerte gibt es keinen Fahrkartenschalter, man muss die Tickets direkt im Zug kaufen. Der erste nicht uniformierte Schaffner informiert uns, dass heute keine Tickets verkauft werden. Wir eilen an die Spitze des Zuges und fragen einen uniformierten Schaffner, er nickt und winkt uns in den Zug…ufff.
Der nicht uniformierte Schaffner, es ist der Zugchef, ist konsterniert, als er uns im fahrenden Zug sitzen sieht. Er verkauft uns ‚Boletos exceptionel‘: wir bezahlen in bar und er verspricht uns eine Quittung per Email. Wir sitzen im fahrenden Zug, haben die Tickets bezahlt aber besitzen keine Fahrkarten und werden bei der nächsten Kontrolle nicht hinausgeworfen, das ist wieder mexikanische Logik. In welcher Tasche unser Geld gelandet ist, wollen wir gar nicht wissen. Nach dieser Aufregung geniessen wir ein ausgiebiges mexikanisches Frühstück (Eier, Bohnen, Kartoffeln) im Speisewagen original aus den Sechzigerjahren.
Durch 87 Tunnels und über 37 Brücken stampft El Chepe mit 40 – 50 kmh schwankend, ruckelnd und zuckend über renovationsbedürftiges Trassee. Dieses wird kurz vor der Durchfahrt durch ein Auto überprüft.
El Chepe schraubt sich in langen Kehrschlaufen durch wilde Schluchten bis auf 2500 Meter Höhe, unglaublich! Bauzeit von 1861 – 1961, wirklich beeindruckend.
In El Divisadero erleben wir die die Barrancas del Cobre, vier Mal grösser als der Grand Canyon, bei schönstem, mexikanisch mildem Winterbergwetter. Der Dresscode ist unklar: manche reisen im Skianzug, andere, z.B. die seltenen Schweizer Besucher, sind wesentlich leichter gekleidet.
Für die Rückfahrt in der Klasse ‚Economico‘ mischen wir uns unter Einheimische. Billette sind problemlos zu haben, Quittung gibt es auch. Rundherum wird lebhaft diskutiert, ein Schamane tanzt zu Musik aus seinem Handy und verkauft allerlei Waren. Die Kost ist mexikanisch einfach und die vorbeiziehenden Schluchten in der Abenddämmerung spektakulär.
Wir blicken nach Süden, es wird flatterhaft.
Liebe Eva, lieber Thomas
Wie die Zeit vergeht! Ihr seid für uns “Zurückgebliebene” nun schon eine halbe Ewigkeit unterwegs. Genaugenommen 258 Tage!
Eure Reiseberichte und Bilder sind faszinierend und erinnern mich an meine “Abenteuer” auf der Panamericana.
Den Autoren ein grosses Kompliment.
Geniesst eure Weltreise in vollen Zügen und versorgt uns weiter mit euren New’s.
Christian & Silvia
Liebe Silvia, lieber Christian,
wir erinnern uns gerne an den Beginn unserer Reise in Eurem Lake House bzw. an die nette Bewirtung im Hill House.
Es war für mich ein sehr spezieller Moment Dich auf Birch Island zu verabschieden und unsere Reise zu beginnen.
Das nette Kompliment gilt eher der Autorin Eva… ich kann eher am Text rumnörgeln.
Es freut uns, wenn Ihr weiterhin an unsern Fersen ‘klebt’…
LG aus Guadalajara
Thomas
Säli Eva und Thomas mit Freude verfolgen wir eure Reise und die tollen Berichte. Euer Video vom Mantadive sind wirklich toll. Wir pflegen das Rentnerdasein und freuen uns auf den Frühling wenn wir endlich im Garten wieder loslegen können. Franciska und Freddy
Liebe Franciska, lieber Freddy,
vielen Dank für die netten Worte.
Unsere Begeisterung zum Tauchen haben wir schliesslich von Euch gelernt !
Vor dem Garten werdet Ihr es aber sicher an der Basler Fasnacht krachen lassen. Viel Spass
Eva & Thomas
Ich lese mit Begeisterung Eure Berichte- beneidenswert, aber bald geht es auch für uns los, allerdings begrenzen wir uns auf Europa! Weiterhin viel Glück und immer gut Luft im Reifen !
Liebe Gerlind,
vielen herzlichen Dank für die Blumen.
Deine Reisefreudigkeit konnte ich schon bei einigen Posts verfolgen. Lasst Euch nicht begrenzen und geniesse es.
Gruss
Thomas