Litauen (Vilnius, Kleipeda), Polen (Danzig, Kolberg)

(23.7. – 23.8.3021)

Litauen ist anders, das spürt man sofort. Gegrüsst wird hier nicht, aber beobachtet. So wird uns mehrfach mitgeteilt, dass parkierte Autos einen Mindestabstand von zwanzig Metern zu einem Gewässer einhalten müssen, machen wir peinlich genau.

Seit dem Zerfall der Sowjetunion ist die Einwohnerzahl um eine Million auf knapp 2.8 Millionen geschrumpft. Die vielen Störche, sie sind wirklich überall, konnten diesen Trend auch nicht aufhalten. Das Land erscheint leer, es gibt viele verlassene Gehöfte und Bauruinen. Genau das richtige für Schmetterlinge, Käfer, Vögel und Insekten, leider auch die blutsaugenden. Überall kreucht und fleucht, summt und brummt es auf für uns ungewohnte Weise.

Ein Tritt ins Gras und schon hüpfen drei Laubfrösche erschreckt davon. Glasklare Seen mit rundum intakten Schilfgürteln laden zum Campen, Baden und Geniessen. An vielen Orten sind Spuren einer steinzeitlichen Kultur erhalten, das Berühren der Steine soll Glück bringen, können wir immer gebrauchen.

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In der Hauptstadt Vilnius kommen wir mit der unglaublich wechselhaften Geschichte Litauens in Kontakt. Litauen war das erste Land, das sich von der Sowjetunion losgesagt hat (darauf sind sie besonders stolz) und hat sich neu ‘erfinden’ müssen. Vieles wurde in sowjetischer Zeit zerstört und danach wieder aufgebaut.

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Strassenverkehr
Die Polen gehen beim Überholen hohe Risiken ein, die Litauer sind im Vergleich lebensmüde. Es wird rücksichtslos gedrängelt und trotz Gegenverkehr oder unübersichtlichen Kurven gnadenlos überholt. Wir fahren rechts und beobachten diesen Wahnsinn mit grösstmöglichem Abstand. Es wird uns gesagt, dass Russland noch schlimmer sei, kaum zu glauben.

Tägliches Baden gehört an den tollen Stellplätzen einfach dazu. Die sanitären Einrichtungen sind mehr als rudimentär und der Einstieg in den See manchmal etwas abenteuerlich, nehmen wir alles gerne in Kauf.

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Wanderungen entlang der Seen führen über schmale Stege, die seit langer Zeit nicht mehr erneuert wurden. Trittsicherheit und ein guter Gleichgewichtssinn sind wichtig. Und logisch, die Stoppbänder an den Bäumen weisen den Weg.

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Fährschiffe bringen regelmässig Womos aus Deutschland nach Klaipeda und entsprechend überlaufen ist die kurische Nehrung, die wir deshalb auslassen.

Die litauische Küche ist gewöhnungsbedürftig. Das frittierte Brot ist sehr ölig und die Zepeleinas (gefüllte Klösse aus gekochten und rohen Kartoffeln) wollen auch nicht richtig munden. Nur die rohe Randensuppe mit Sauerrahm und viel Dill ist für unseren Geschmack wirklich köstlich.

Wir flüchten auf einen paradiesischen Stellplatz im Garten einer litauischen Familie an der Memel, in direkter Sichtweite zu Russland. Saunuiert wird hier täglich.

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Wir müssen zurück. Eine Einladung in Polen und der Termin bei der Motofahrzeugkontrolle rücken näher. Ein Abstecher nach Danzig mit Besuch der Westerplatte (Beginn WW2) muss sein. Die Spuren von Lech sind nicht mehr sichtbar.

Geplant war eine Kaffeepause an der Weichsel. Der Platz hinter dem hohen Damm (der ausgefahrene Feldweg führt über einige Schlammlöcher) stellt sich als so spektakulär heraus, dass wir über Nacht bleiben müssen. Bei steigendem Pegel wäre das nicht möglich gewesen.

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Ein Frühstück mit Live-Show: Segelschule der Anfänger und Papa-Sohn-Angelausflug.

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Der Besuch der Marienburg (grösster Backsteinbau der Welt) beschränkt sich auf einen Rundgang, die Schlange an der Kasse ist uns zu lang.

Wir sind auf ein privates Grundstück in Rogowo nahe Kolberg eingeladen: unter den Rädern gepflegter Rasen, vor uns der glitzernde See, rechts und links dunkler Wald, hinter uns (300 Meter) der feine weisse Sandstrand und dazwischen (weit weg) tobt der polnische Ostseeferienwahnsinn.

Herzlichen Dank Lydia und Gery für die tolle Gastfreundschaft in Eurem Paradies.

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Bootsausflug nach Usedom, bei schönstem Ostseewetter. Die Strände sind hier noch voller.

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Letzter Tag in Polen, logischerweise an einem See. Es war so schön, wir werden wiederkommen.

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Über Bautzen und Heilbronn geht es zurück in die Schweiz.

Wie es danach weiter geht wissen wir nicht. Viele (eigentlich alle) unsere Wunschländer sind wegen Corona geschlossen und die vierte Welle rollt an. Aber hoffen und träumen ist erlaubt, zum Beispiel von Argentinien.

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Kommt er durch und wohin geht's?

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