(Karsau – Zürich – Holland (Shipol) – Buenos Aires – Montevideo – Paraiso Suizo – Montevideo – Buenos Aires)
20. - 30.11.2021
Ein volatiler Fahrplan, Pech, ungenaue Reisevorbereitung und sprachliche Defizite führen zu unüberbietbarer Ineffizienz. Man könnte auch sagen: es läuft nicht rund.
Abreise
Unser Schiff überspringt einen Hafen und soll zwei Tage früher als geplant in Montevideo ankommen. Somit werden aus vier Tagen Buenos Aires nur noch zwei, wir hätten auch direkt nach Montevideo fliegen können.
In Zürich treffen wir auf Stefan und Thomas (einmalrundum.ch, ähnliches Fahrzeug). Sie sind auf dem Weg zu ihrem Fahrzeug, das seit anderthalb Jahren in Ushuaia steht. Wir stossen auf die bevorstehenden Reisen an.
Geldbeschaffung
Argentinien ist ein Hochinflationsland und die Landeswährung (Pesos) nur vor Ort zu erhalten. Offiziell erhält man 108 Pesos für 1 US-Dollar (Stand Nov 21). Im Hotel werden 150 Pesos pro 1USD gewechselt, bei Western Union kann – nach vorheriger Registrierung – Geld aus dem Ausland zu einem Kurs von 228 Pesos pro 1USD bezogen werden. Das lohnt sich und fühlt sich wie ein 50 % Rabatt an! Für Montag lassen wir uns den Betrag für die Fährfahrt nach Montevideo anvisieren.
Für die Einreise nach Uruguay ist ein weiterer PCR-Test fällig. Die Probeentnahme erfolgt im Hotelzimmer durch eine nette Krankenschwester. Es folgt ein sonntäglicher Spaziergang durchs sommerlich heisse Buenos Aires inklusive einem Asado con Papas (Grill mit Fritten) für Thomas. Wir können es kaum glauben, dass wir hier sind.
Das hatten wir nicht auf dem Radar, am Montag ist immer noch Sonntag, denn es ist Unabhängigkeitstag. Alle Banken und Wechselstuben sind geschlossen. Eine Western Union Filiale ist geöffnet, aber der nette Angestellte hat kein Geld in der Schublade! Wir geben auf und wechseln auf dem Schwarzmarkt zu einem Kurs von 190 Pesos für 1USD. Die Fährgesellschaft Buquebus nimmt unsere Schwarzmarktgeldscheine ohne Probleme an.
Nach Uruguay
Beim Einchecken auf die schnellste Fähre der Welt (Eigenlob von Buquebus) fehlt uns das elektronische Ausreiseformular für Argentinien. Auf die Schnelle mit dem Handy nicht machbar. Es kommt langsam Hektik auf! Thomas packt den Laptop aus und müht sich erneut durch unerbittliche elektronische Formulare. Falls es uns nicht aufs Schiff reicht, verfallen die Billette! So ein Mist!!! Wir sind an Ineffizienz nicht zu überbieten. Endlich erhalten wir die Bestätigungsemails und eilen von Check-In Buquebus zu Zoll Argentinien und zu Zoll Uruguay. Die Geräusche der Stempel in unseren Pässen ist Musik in unseren Ohren. So etwas haben wir lange nicht erlebt.
In Montevideo läuft es dann wieder rund. Bei der Migracion erhalten wir problemlos ein documento de llegada, was für die Zollabfertigung benötigt wird. Wir bummeln durch die Innenstadt und lassen es langsam angehen. Travelmood kommt mit der Vorfreude auf unseren Alphie auf.
Pünktlich am Tag der angekündigten Ankunft der Grande Angola wollen wir bei Grimaldi die Bill of Lading bezahlen und Kontakt zum Zollagenten aufnehmen. Doch die Grande Angola wird erst in vier Tagen einlaufen. Das nennen wir einen volatilen Fahrplan!
Diese vier Tage wollen wir nutzen und mit einem Mietauto Uruguay erkunden.
Online ist in Montevideo aber kurzfristig kein Mietwagen zu bekommen, auch die Hotels sind komplett ausgebucht! Was ist nur los? Wir wenden uns an die Hotelrezeption und erfahren, dass am kommenden Samstag das Final der Copa Liberador (die südamerikanische Fussball-Champions-League) in Montevideo ausgetragen wird. Alle Betten sind durch brasilianische Fans belegt. Das Hotel organisiert uns einen Mietwagen und wir flüchten anderntags aus dem fussballeuphorischen Montevideo ins Paraiso Suizo zu Heinz und Silvia. In einer rustikalen Cabana direkt am Meer und mit Kontakt zu anderen Overlandern (vielen Dank Erich für die vielen Tipps) verbringen vier relaxte Tage am Strand, in Piriapolis und in Punta del Este. Aber wir vermissen unseren Alphie.
In alle Fahrzeuge, die mit der Grande Angola in Montevideo eingetroffen sind, wurde eingebrochen. Unter Pleiten Pech und Pannen ist nachzulesen, wie es uns ergangen ist.
In Nueva Helvetia im Hotel Suiza machen wir unseren Alphie argentinientauglich. Er bekommt neue Seitenstreifen, das gefällt uns nur mässig.
Fährticket buchen, PCR-Test in Colonia de Sacramento und auf die Resultate warten.
Doch diese kommen nicht. Deshalb stehen wir früh morgens am Schalter des Labors im Hafen von Colonia und verlangen die Zertifikate. Eva ist im System nicht auffindbar und Thomas erhält das Zertifikat einer anderen Person. So ein Chaos haben wir selten erlebt! Von Rolf von Nueva Helvetia erhalten wir die (negativen) Resultate dann doch noch. Wir fahren ins Hafenareal und werden von einem Angestellten der Fährgesellschaft informiert, dass zurzeit nur die kleinen Fähren in Betrieb sind. Fahrzeuge höher als 2.10 Meter passen nicht auf’s Schiff. (So eine Sch…..!) Das heisst für uns anstatt 1.30 Stunde entspannte Fährfahrt, 900 Kilometer Umweg über die nächste Landgrenze nach Argentinien in Salto/Concordia. Da hilft alles Fluchen nichts. Nach einem anstrengenden Fahrtag durch die uruguayanische Pampa stehen wir am Abend in Salto.
Der Grenzübertritt nach Argentinien dauert dreissig Minuten, die Rückfahrt nach Buenos Aires diesmal durch argentinische Pampa, bedeutet ein zweiter langer Fahrtag. Ein kleiner Trost: ein Liter Diesel kostet nur 50 Rappen.
Etwas entnervt stehen wir am Abend vor den Toren von Andean roads in Buenos Aires, wo wir auf andere Overlander treffen. Aber ganz besonders freut uns das gemeinsame Abendessen mit Lynn und Célestien.
Trifft die Kopie endlich das Vorbild?
Bei Euch ist wohl im Moment mehr los als bei uns und Ihr habt schön warm. Dafür sind bei Euch aber auch Gelassenheit und starke Nerven gefragt. Herzliche Grüsse aus der Schweiz
Ruth & Markus
Hallo Ihr Beiden,
die Situation hat sich etwas beruhigt. Wir geniessen die Vielfalt hier in Argentinien.
Unser nächster Blogbeitrag wird eine Fülle von Eindrücken wiedergeben können.
Schöne Weihnachten und en guete Rutsch
Eva & Thomas