Punta Ninfas – Isla Escondido – Camarones – Puerto Deseado – Puerto San Julian – Rio Gallegos – Providentia (Chile) – Tolhum

14.12.21 – 4. 1.2022

Die Ruta National 3 führt dreitausend Kilometer an der Ostküste entlang nach Feuerland. Eine schmale Landstrasse, die sich als Autobahn ausgibt. Sie ist meist in gutem Zustand aber auf kurzen Strecken auch in Auflösung begriffen. Alternativrouten gibt es keine. Viele Guanacos (Kamel-/Lamaverwandte) stehen oder liegen am Strassenrand, einige bleiben liegen, tot. Stichstrassen oder -pisten führen zu Sehenswürdigkeiten oder Ortschaften am Meer.

Am Strand der Isla Escondido stehen wir allein, auch ohne Seelöwen oder -elefanten. Dafür überrascht uns in der Nacht Starkregen und frühmorgens Hagelschauer. Blitzartig verlassen wir diesen gefährlichen Ort. Zwanzig Kilometer Schotterpiste zurück zur RN3 gestalten sich äusserst schwierig: dank Nebel nur 20 Meter Sichtweite, grosse/tiefe Pfützen, rutschige Fahrbahn.

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Die grösste Pinguin-Kolonie in Punta Tombo lassen wir auf Empfehlung von Erich aus und fahren direkt nach Camarones zum ‘Reserva Natural Cabo Dos Bahias’. Hunderte Magellan-Pinguinpaare können hier bei der Brutpflege beobachtet werden. Dazwischen Nandus, Guanacos und Maras, die sich alle von der Sonne wärmen lassen. Auf der vorgelagerten Insel räkeln sich hunderte Seelöwen, das grosse Walskelett findet keine Beachtung. Nur das scheue Armadillo (Gürteltier) will einfach nicht vor die Linse, aber wir kriegen Dich auch noch. So verstehen wir Diversität.

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Einhundertdreissig Kilometer einsame Stichstrasse führt nach Puerto Deseado. Wir nutzen den Aufenthalt und geben unsere Wäsche in die Lavaderia und überlassen unser Fahrzeug drei eifrigen Männern für eine Tiefenreinigung. Die Kosten sind überschaubar, zwei grosse Körbe Wäsche für CHF 6.20, eine Autolavado für CHF 4.30.

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Mit Roxane von Darwin Expediciones unternehmen wir anderntags die empfohlene Tour. Am Strand der unbewohnten Isla de Pinguinos räkelt sich eine Macho-Lobo-Kolonie Seelöwen (nur junge und alte Männchen), ihre ‘Duftmarke’ ist überwältigend. Vorbei an hunderten Magellanpinguinen landen wir an einem Felsen, wo sich eine grosse Kolonie Rockhopper-Pinguine für die Aufzucht der Jungen niedergelassen hat. Sehr fotogen.

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Das letzte Frühstück im Freien, schöner Beginn zu Heiligabend.

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Trotz grosser Fischfangflotte ist in Puerto Deseado kein frischer Fisch zu bekommen. Einzige Alternative sind tiefgefrorene Mariscos, die zu einem Risotto Paellastyle verarbeitet werden. Eine gute Flasche Wein, ein windiger einsamer Stellplatz in Sichtweite von Pinguinen, Seelöwen und vielen Möwen, das ist eine sehr spezielle Weihnachtsfeier.

Die Ruta Provincial 93, eine kaum sichtbare Sandpiste, führt kurz vom dem Eingang zum Nationalpark Bosques Petrificados Jaramillo durch drei zurzeit trockene Bäche an einen einsamen Platz in der Pampa. Falls es in der Nacht regnet, müssten wir sofort dislozieren, dieses Risiko nehmen wir in Kauf, der Platz ist zu schön.

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Im Nationalpark liegen viele Baumstämme, nicht aus Holz sondern aus Stein. In über 160 Millionen Jahren wurden sie in einem komplizierten chemischen Prozess versteinert.

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Die Landgrenzen nach Chile sind offen und wir bereiten die nächsten Reiseetappen vor. Dafür legen wir auf dem Camping Municipal, in Puerto San Julian einen Tag Pause ein. Im windigen und kalten Parque National Monte Leon gibt es an diesem Tag ausser einer grossen Kolonie Magellanpinguinen wenig zu sehen, dafür viel schlechte Schotterpiste.

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Verschlampt
Für die Einreise in Chile benötigen wir einen ‘Pase digital de vacunacion de Chile’. Das Gesundheitsamt validiert die Impfstoffe und stellt den Ausweis aus. Wir wussten, dass dies bis zu dreissig Tage dauern kann und haben es verschlampt. Wir melden uns – zu spät - an und haben wenig Hoffnung, dass die Behörde noch vor dem Jahreswechsel antwortet. Aber die Chilenen überraschen, wir erhalten nach wenigen Tagen eine Rückmeldung aber nur unsere dritte Impfung wird anerkannt. Wir decken sie mit Dokumenten ein (Photos unserer Impfausweise zusammen mit dem Pass und die Impfnachweise) und der Erklärung, dass in der Schweiz für die ersten beiden Impfungen nur ein Zertifikat ausgestellt wird, für Chilenen völlig unverständlich! Das nützt, nach einigem Hin und Her – auf Spanisch – erhalten wir unseren ‘Chile’s digital vaccination Pass’ über alle drei Impfungen. Auf zum fünften PCR-Test.

Die patagonische Landschaft erlaubt oft keinen Sichtschutz am Übernachtungsplatz. Deshalb wählen wir erstmals einen Platz unter einer Brücke der RN 3 und sind unsichtbar.

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PCR-Test in Rio Gallegos – problemlos. Beim Warten auf die Resultate gibt Eva dem lokalen Radiosender ein Interview auf Spanisch. Thomas stottert und staunt.

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Silvester feiern wir allein an der Laguna Azul, kurz vor der chilenischen Grenze.

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Ausreise Argentinien, Einreise Chile – problemlos aber langwierig. Es folgt eine Nacht in Chile bei den Königspinguinen. Der Wind ist so stark (100 kmh, Normalwind im Sommer 70-80 kmh), dass wir nachts drei Mal umparkieren, um optimal im Windschatten des Refugio (kleines Haus für Velo- und Motorradfahrer) zu stehen. Trotzdem werden wir richtig durchgeschüttelt. Eine kleine Fährfahrt über die Magellanstrasse und wir sind in Feuerland.

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Ausreise Chile (wegen der Mittagspause der Zöllner bilden sich im eiskalten Wind lange Warteschlangen) – Wiedereinreise Argentinien – problemlos. In Tolhum auf dem Recycle-Camping Hain schlafen wir uns windgeschützt von den Strapazen aus und erhaschen einen ersten Blick auf die Ausläufer der Anden.

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Nur noch einhundert Kilometer bis Ushuaia.

Once in a lifetime!

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