9.4. - 27.4.2022

Sucre – Totora -Incallajta – Cochabamba – La Paz - Copacabana

Incallajta soll das Machu Picchu Boliviens sein, klingt vielversprechend. Bis Aiquile ist die Strasse bolivianisch hervorragend. Danach wagen wir uns auf die alte, meist kopfsteingepflasterte Incastrasse nach Totora. Sie führt sehr kurvenreich über Berge, durch Täler und an instabilen Hängen vorbei. Jederzeit muss mit einer Auswaschung (nur noch ganz enges Durchkommen) oder einem Bergrutsch gerechnet werden. Die Strassenreparaturarbeiten sind in vollem Gange, das kann dauern.

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Wir kommen nur sehr langsam vorwärts und entscheiden an einer geeigneten Stelle direkt an der kaum befahrenen Strasse zu nächtigen. Die Aussicht auf die bolivianische Berglandschaft entschädigt etwas für die anstrengende Fahrt.

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Am Samstagmorgen erreichen wir Totora, wo das übliche, bolivianisch bunt chaotische Markttreiben herrscht. An eine Besichtigung dieser kleinen Kolonialstadt ist nicht zu denken, wir sind froh, dass wir unfallfrei und ohne einen Marktstand umgerissen zu haben (es ist immer Millimeterarbeit!) durchkommen. Unter dem Willkommensbogen auf der anderen Seite der Stadt brauchen wir erstmal eine Pause und einen Kaffee.

Die Strasse nach Incallajta ist erneut eine teilweise noch kopfsteingepflasterte Incastrasse, alle schwierigen Stellen sind jedoch nur noch Löcher, Matsch oder Geröll. Zum Parkplatz der Ausgrabungsstätte dann noch eine Flussdurchfahrt, uns erschüttert nichts mehr.

Dafür haben wir die Ruinen im geheimnisvollen bolivianischen Nebel für uns allein, ein sehr stimmiges Erlebnis. Man darf sogar in der Nähe campieren, was beim echten Machu Picchu garantiert nicht möglich ist.

In Cochabamba gibt es nur wenige Overlanderplätze und alle, die wir anfahren sind entweder nicht existent oder geschlossen. Es ist bereits später Nachmittag und wir entschliessen uns – nach dem Auffüllen der Vorräte – aus der Stadt hinaus zu fahren. Am ‘Batalla de Aroma’ einem Schlachtfeld aus dem Jahr 1815, das als Geburtsort der bolivianischen Armee gilt, werden wir fündig. Zu sehen sind nur noch drei Rampen, diese geben guten Sichtschutz und bescheren uns eine ruhige Nacht.

Tanken in Bolivien, ein Abenteuer
Treibstoff ist in Bolivien staatlich subventioniert und sehr günstig, unter 50 Rappen pro Liter. Ausländer sollen jedoch nicht subventioniert werden und müss(t)en mehr als das Doppelte berappen. Für die Tankstellen viel bürokratischer Aufwand, weshalb viele keine ausländischen Fahrzeuge betanken oder einen noch höheren Preis verlangen. Aber wir sind in Bolivien! Das heisst: vor der Tankstelle ausserhalb allfälliger Videokameras parkieren und devot nachfragen, ob Tanken ‘sin factura, pagar in effectivo’ (ohne Quittung, in bar) möglich sei. Manchmal wird einem zugeflüstert, dass man in der Nacht wiederkommen solle, wenn der Chef nicht mehr da ist. Bestenfalls erhält man ein Preisangebot, das zwischen dem einheimischen und dem internationalen Preis liegt und kann den Tank - immer noch günstig - auffüllen.
Wir hören, dass es nützen kann, die ausländischen Nummernschilder abzudecken oder kleine Reservetanks, das Auto steht ausser Sichtweite um die Ecke, füllen zu lassen.
Unser Vorgehen: in kleinen Dörfern kleine Tankstellen anfahren, dort sind die staatlichen Vorschriften sehr weit weg und es gibt keine Videoüberwachung. Die Zusatzeinnahmen für den höheren Dieselpreis am Fiskus vorbei, sind immer hochwillkommen.

La Paz (Der Friede) ist die höchstgelegene Grossstadt der Welt auf bis zu 4000 müM und bekannt für extrem steile Strassen, Verkehrschaos und österreichisch/schweizerische Gondelbahnen. Im Hintergrund der Illimani, 6438 müM.

Bei Ernesto Hug und seinem Team, einem CH-Automechaniker mit vierzig Jahren Erfahrung in Bolivien, lassen wir Alphie gründlich durchchecken. Kleinere Blessürchen können schnell erledigt werden, aber leider ist der Stossdämpfer (OME bp-51) hinten links kaputt und kann hier in Bolivien nicht innert nützlicher Frist repariert werden. Es bleibt uns nichts anderes übrig als (chinesische?) No-Name-Dämpfer einbauen zu lassen. Mal schauen wie lange sie halten. Die ausrangierten nehmen wir zwecks Reparatur mit aber wie wir diese nach Europa schaffen könnten ist noch nicht klar. Aus der gelben Gondelbahnlinie ist die Garage, die für fünf Nächte auch unser Stellplatz war, kurz sichtbar.

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Wir nutzen die Zeit für Ausflüge ins kulinarische und gondelbähnliche La Paz. Die Gondelbahn wurde vom damaligen Staatspräsidenten ohne öffentliche Ausschreibung/Abrechnung bestellt/erstellt. Die Bolivianer rätseln heute noch, wieviel Geld wohin geflossen ist.

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Und ins Valle de la Luna. Die Steine riechen komisch, es erinnert an Hundedreck und Fotos ohne Geländer oder Häuser sind kaum möglich. Dafür ist die Preispolitik spektakulär: Ausländer bezahlen 500 % mehr als Bolivianer.

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Die Holzschnitzereien im Zugang zum Cocamuseum - absolut besuchenswert - sind nicht ganz jugendfrei.

La Ruta de las Muertas, kein Abenteuer
Nördlich von La Paz führte vor dem Bau der Autobahn eine der gefährlichsten Strassen der Welt durch die Berge. Die Ruta de las Muertas (Strasse der Toten) hat heute keine wirtschaftliche Bedeutung mehr und wird touristisch vermarktet. Da wir bereits ausgiebig Bekanntschaft mit bolivianischen Bergstrassen gemacht haben und uns noch einiges erwartet, schenken wir uns diese Touristenattraktion.

Copacabana ist der berühmte Strand in Rio de Janeiro. Am Titicacasee, noch auf der bolivianischen Seite, gibt es eine Ortschaft gleichen Namens und es wird behauptet, sie sei das Original. Hier darf man wild am Strand stehen.

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Es gibt Ausflüge auf die vorgelagerten Inseln Isla del Sol und Isla de la Luna. Wandern auf 4000 müM mit Zeitbudget ist nicht ungefährlich. Thomas hat einen Sturz, mehr unter Pleiten, Pech und Pannen.

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Nach diesem Erlebnis und seinen unschönen Folgen gönnen wir uns einen weiteren Tag in Copacabana in Spitalnähe. Zum Abendessen geniessen wir, bereits zum dritten Mal, bei Dona Inés an einem der kleinen Kiosco am Strand Trucha (Forelle) al limon für Eva und al diabla für Thomas.

Höhenkulinarik
Die Höhe, immer auf über 3800 müM, macht nicht nur uns und Alphie zu schaffen. Auch unserem Gasbackofen geht nach wenigen Minuten die Luft aus und die Flamme am Gasherd muss mit einem echten Feuerzeug entzündet werden. Wasser kocht bei ca. 87 Grad, was nicht nur ein Hygieneproblem darstellt. Pasta im kochenden Wasser bleibt sehr lange roh und geht dann in eine mehlige, unitalienische und unappetitliche Konsistenz über. Der Reis im Risotto ist auch nach einstündiger Kochzeit immer noch extrem ‘al dente’. All diese enttäuschenden kulinarischen Erlebnisse in der eigenen Campingküche führen zur Flucht in Restaurants und an Kioscos, wo das einfache bolivianische Essen um einiges besser schmeckt.

 

4000 Papa-Irrungen.

2 comments

  1. Passt immer gut auf euch. Es ist immer schön etwas von euch zu lesen.
    Alles Liebe und Gute von Hans-Peter und Uschi

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