4. – 16.6.2022

Lima – Reserva National Lachay – Caral – Cajacay – Huaraz – Caraz

Lima verlassen wir frühmorgens auf der nebligen Küstenautobahn, fast ohne Stau geht es auf die Panamericana ab Lima nicht mehr Sur sondern Norte.

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An den Stränden sind bewaffnete Überfälle auf Touristen, insbesondere in der Nebensaison, sehr häufig und es gibt kaum sichere Übernachtungsplätze. In der Reserva National Lachay durfte vor Corona gecampt werden, nach Corona nicht mehr, auch nicht auf dem Parkplatz vor dem Eingang. Wir werden weggeschickt mit der Auflage, irgendwo auf der Schotterstrasse ausser Sichtweite zu übernachten. Das ist schwierig, da es keine Ausstellbuchten gibt. Deshalb fahren wir auf eine flach aussehende Stelle im Feld und graben uns sofort im weichen Untergrund ein. Das ist uns schon lange nicht mehr passiert! Da hilft nur viel schaufeln, Vierradantrieb und Untersetzung. Nach mehreren Anläufen erreichen wir die sichere Strasse und bleiben gleich für die Nacht stehen.

Die Reserva ist bekannt für oft auftretenden dichten Nebel, der die Sicht auf das üppige Grün der Vegetation und die schönen Steinformationen verhindert. In dieser Nebelsuppe verlassen wir am nächsten Morgen die Reserva ohne sie wirklich gesehen zu haben – leider.

Dafür bietet Caral unzählige Ausgrabungsstätten mit Pyramiden, die für das ungeübte Auge wie Steinhaufen aussehen. Neben dem Eintrittspreis muss ein (nur spanischsprechender) Führer engagiert werden. Aber immerhin gibt es Erklärungstafeln auf Englisch und sowieso, man braucht sehr viel Phantasie, um sich die ehemalige Gestalt der Pyramiden und Gebäude vorzustellen. Es wurde erst vor wenigen Jahren mit den Ausgrabungen begonnen.

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Die Caral-Kultur ist um etwa 1600 vor Christus (zurzeit als in das alte Ägypten noch existierte) untergegangen und ist somit die älteste Kultur Südamerikas. Wir sind beeindruckt.

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Von den vielen Ausgrabungsstätten der Caral-Kultur besuchen wir noch Aspero. In einer Müllhalde hat ein US-Archäologe in den siebziger Jahren diese Stätte gefunden und deren Bedeutung (ehemaliger Fischereihafen) erkannt. Es sieht aus, wie wenn eine Bombe eingeschlagen hätte, die Grabungsarbeiten befinden sich noch ganz am Anfang. Zudem haben, wahrscheinlich Einwohner der nahen Stadt Supe, auf der Suche nach Gold und Silber ein grosses Loch in eine Pyramide gegraben und mit einigen Kilos Dynamit in die Luft gejagt. Was sie nicht wussten: die Caral-Kultur kannte keine Metallverarbeitung, es wurden bis heute auch keine Waffen gefunden. Der Schaden für die Archäologie ist gewaltig, handelte es sich doch um die grösste aller Pyramiden an diesem Ort.

Es geht wieder in die Berge und auf dem Weg finden wir in Cajacay auf 2500 müM. einen Platz zum Akklimatisieren, der wie für uns geschaffen ist. Weil es so schön ist, bleiben wir zwei Nächte.

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Huaraz bietet, wie sollte es anders sein, kaum sichere Übernachtungsmöglichkeiten. Wir stehen beim Hotel Huarascan zusammen mit Lamas, Eseln, Kühen und Wachhunden auf Brachland. Im Hintergrund der gleichnamige höchste Berg Perus mit 6768 müM.

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Die Buchung für eine Gletschertour am nächsten Tag verläuft problemlos, ein offenes akzeptables Restaurant für das Nachtessen ist auch nach längerer Stadtwanderung jedoch nicht zu finden. Wir landen zu Wantan und gebratenem Reis im Chifa (peruanische Bezeichnung für ein Chinarestaurant), aber wir bleiben nicht lange, bei Eva ‘verabschiedet’ sich ein Stück Zahn.

Wieder ein Eintrag unter Pleiten, Pech und Pannen.

Nach diesem Zahnarztabenteuer wärmen wir im Camper am späteren Abend die Chifa-Mahlzeit in der Bratpfanne auf und geniessen ein Glas Wein dazu.

Alarmstart
Aber dieser Tag ist noch nicht zu Ende. In der Nacht schüttelt die Kabine heftig und wir sind sofort hell wach. Einbrecher, Erdbeben oder Liebespärchen, hatten wir alles schon. Beim Blick aus dem Fenster sehen wir, wie sich einer der Esel genüsslich seinen Rücken an der Kabine reibt und damit das Schütteln verursacht. Nach kurzer Zeit vergeht sein Juckreiz und er schlendert davon. Da sehen wir das Foto, das wir bei Ankunft von unserem Stellplatz geschossen haben, in einem ganz anderen Licht. Wir fotografieren jeden Stellplatz....

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Muy picante, hier wird tonnenweise Chilli angebaut und überall verkauft, schmeckt sehr gut mit papas (Kartoffeln).

Ein Tag in der Cordillera Blanca
Im Tourbus mit auschliesslich peruanischen Mitreisenden und spanischsprechender Leitung, geht es Richtung Pistorurigletscher auf über 5'000 müM. Als Vorbereitung werden wir zu einem Restaurant gefahren, wo ausgezeichneter Cocatee gegen die Höhenkrankheit ausgeschenkt wird. Zudem können (teure) Nachtessen gegen Vorauskasse reserviert werden. Wir haben einerseits Sandwiches dabei und andererseits wissen wir nicht, wie es uns nach einem Ausflug auf den Gletscher gesundheitlich gehen wird. Wir werden mehrmals zur Reservation einer Mahlzeit (und damit zur sofortigen Zahlung) gedrängt, wir lehnen ab.

Auf dem Weg zum Gletscher hält der Bus an Lagunen und Quellen, wir geraten nach wenigen Schritten sofort ausser Atem.

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Puya Raimondii, die grösste Bromelienart der Welt, kommt nur in Südamerika (Peru, Bolivien, Chile) vor und wächst auf über 4'000 müM. Nach etwa vierzig bis einhundert Jahren bildet sie einen Blütenstängel, der bis zu achtzehn Meter hoch werden kann und im Laufe der neunmonatigen Blütezeit viele Millionen Samen in den Wind entlässt. Danach stirbt die Pflanze ab.

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Für den ersten steilen Anstieg zum Pastorurigletscher stehen für wenig Geld Pferde bereit. Es handelt sich um einen der tropischen Gletscher in Peru. Diese sind klein, isoliert und die Temperaturdifferenzen von Tag und Nacht sind grösser als diejenigen der Jahreszeiten, also ein Gletscherlein.

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Eine gute Sache, denn auf 4'800 müM. ist jeder Schritt bergauf mühsam. Das letzte Stück, es geht nur noch leicht bergauf, schaffen wir schwer atmend auch noch.

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Anderen Besuchern geht es nicht so gut.

Kopfschmerzen, Müdigkeit und Appetitlosigkeit, alles Symptome der Höhenkrankheit, stellen sich hier bei vielen Besuchern ein. Deshalb wurde auf der Reservierung/Vorauskasse des Menüs zu Beginn der Tour bestanden. Bei der Rückkehr hat kaum jemand mehr Appetit, das wissen die Veranstalter und Wirte aus langer Erfahrung. Geld wird nicht zurückerstattet. Eine Touristenfalle, in die wir für einmal nicht hereingefallen sind.

In Caraz auf dem kleinen feinen Campingplatz von Jaime treffen wir wieder auf Michi und Kata. Zuletzt haben wir sie ganz zu Beginn unserer Reise am 29. Mai 2019 auf Prince Edward Island in Kanada getroffen. Mehr dazu unter der Rubrik Reisebekanntschaften.

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Bis tief in die Nacht gibt es bei Pisco sour, Wein, Bier und Chilcano (ja, ein paar Chips und Erdnüsse sind auch dabei) viel zu palavern. Es ist so lustig und laut, dass sich Jaime spätabends besorgt erkundigt, ob alles in Ordnung sei. Der Hausdogge war es egal, sie schläft in der Nacht und am Tag.

Das gute Internet und einige administrative Problemchen, die sich infolge unserer langen Abwesenheit in der Schweiz ergeben haben, sind der Grund, weshalb wir fünf Nächte in Caraz bleiben. Bei einer, diesmal privaten, Tour zur Laguna Paron zeigen sich die Berge der Cordillera Blanca in reinem Weiss.

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Jaime hat uns diese Privattour organisiert und uns dringend geraten bereits frühmorgens, auf peruanisch um acht Uhr, aufzubrechen, da gegen Mittag immer Wolken aufziehen. Ein guter Rat, denn bereits um elf Uhr war die Sonne hinter Wolken verschwunden.

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Der Weg zum Aussichtspunkt ist nichts für schwache Nerven, es geht abenteuerlich über Geröllhalden und wir wollten doch keine anspruchsvollen Wanderungen auf über 4000 müM. mehr unternehmen.

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Der schönste Frühstücksort, den wir je hatten.

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Ohne Zwischenfall schaffen wir auch den Abstieg. Aber diese Exkursion ist noch nicht zu Ende: Auf der Rückfahrt hat das Taxi nach drei Kilometern einen platten Reifen. Das wundert uns nicht, denn die Strasse zur Laguna ist in einem miserablen Zustand. Zusammen mit Thomas schafft unser Fahrer (er nennt Thomas mittlerweile 'amigo') den Radwechsel in peruanischem Stil: der Wagenheber ist verrostet, das komplett verdreckte Ersatzrad lässt sich kaum montieren und die (vergebliche) Suche nach der verlorenen Radabdeckung dauert auch seine Zeit. Nach einer dreiviertel Stunde geht es dann ohne weitere Zwischenfälle zurück nach Caraz.

Kommentar Thomas: Das hat richtig Spass gemacht. Kommentar Eva: ??

Swiss Wassi?

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