25.9. – 12.10.2022

Cali – Cordoba – Salento – Filandia – Manizales – Jardin – Medellin

Oktober ist einer der feuchtesten Monate in Kolumbien und gilt nicht als die beste Reisezeit, für uns gibt es keine Alternative. Wir stellen uns auf das Wetter ein, machen das Beste daraus und werden es nicht mehr erwähnen (es hat wirklich viel geregnet).

An der Laguna Calima machen wir erstmal Pause.

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Die Kaffeeanbauregion (Eje Cafetero) Kolumbiens ist weltbekannt und UNESCO Weltkulturerbe. In der hügeligen immergrünen Landschaft der Zentralcordillieren zwischen Cali und Medellin werden auf Höhen von 1200 bis 2000 müM ausschliesslich Arabicabohnen gepflanzt und sortenreiner Spitzenkaffee produziert.

Wir treffen uns mit Patricia auf ihrer Finca Sonarte bei Cordoba für eine Kaffeetour und erleben den Herstellungsprozess: von der Anpflanzung, der Ernte bis zur Qualitätskontrolle der geschälten, getrockneten Bohnen. Am Schluss degustieren wir Kaffeesorten, allerlei Früchte und Produkte der Region

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Willys, Mulas Mecanicas
Die Kaffeebohnen wurden vor dem zweiten Weltkrieg mit Mauleseln aus den Pflanzungen transportiert. Nach dem Krieg sass die USA auf einer grossen Anzahl produzierter aber nicht mehr benötigter Jeeps. Jeder kennt die kleinen Fahrzeuge, die in den Filmen des zweiten Weltkrieges zu sehen sind. Die Bezeichnung Willys GP (General Pupose, tschipi) wurde bald zu jeep, noch heute eine bekannte Automarke im Offroadbereich. Die Kaffeebauern erkannten den Nutzen dieser kleinen, wendigen Fahrzeuge, welche bald als Mulas Mecanicas die Maultiere ersetzten. Heute sind sie Kult, werden gehegt und gepflegt und fahren wie eh und je über die ehemaligen Mauleselpfade der Kaffeeplantagen oder werden als Taxis genutzt und prägen das Bild der Region.

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In Salento besteigen wir Pferde und erkunden mit Guide Diego im alten Stil die Region.

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Mit vielen anderen Touristen schlendern wir durch die idyllisch-farbigen Strassen des Städtchens.

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Die Waxpalme, der Nationalbaum Kolumbiens, ist mit einer Höhe von bis zu sechzig Metern die höchsten Palmenart der Welt. Im Valle de Cocora haben einige sehr hohe und alte Exemplare die Jahre überdauert und sind heute eine Touristenattraktion.

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El Rojito
Der super Parkplatz ganz am Ende der Strasse im Valle de Cocora kostet für eine Nacht rund CHF 2.20. Vor der Abfahrt geht Eva zur Parkplatzwächterin zum Bezahlen, diese fragt: «El rojito de alli?» (der kleine Rote da hinten). Ja genau, wir lachen noch beim Wegfahren, dieser Name bleibt wahrscheinlich haften.

Filandia ist bekannt für seine idyllische Kaffee-Kolonial-Architektur. Auf der Steelhorse Farm finden wir einen perfekten Übernachtungsplatz und besuchen das Städtchen stilgerecht mit einem Willys-Taxi.

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Bei Manizales soll es besuchenswerte Thermen geben. Ein Tag in warmem Thermalwasser wäre ganau das Richtige. Wäre - wir haben Pech, entweder gibt es keine ebenen Parkplätze oder es ist wegen Renovation geschlossen oder man darf auf dem Parkplatz nicht (mehr) übernachten. Unsere Rettung am späten Nachmittag ist Patricia vom Chalet San Luis etwas ausserhalb von Manizales. Nach einer abenteuerlichen Fahrt durch die anspruchsvolle Topografie der Stadt, sie erinnert an La Paz in Bolivien, erreichen wir kurz vor Einbruch der Dunkelheit San Luis. Patricia empfängt uns mit frischem Fruchtsaft und einer Schüssel voller Citrusfrüchte. Campen mit manchmal spektakulärer Aussicht zwischen Fruchtbäumen und Kolibris, das macht Spass.

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Patricia fährt uns zum Aussichtspunkt von Manizales, wo wir auch das Monumento de Los Colonizadores besuchen. Die Besiedlung dieser Region war mit unglaublichen Strapazen verbunden.

Die ‘Catedral basilica de Nuestra Senora del Rosario’ ist mit 115 Metern die höchste Kolumbiens. Sie wurde in der Vergangenheit mehrfach von Erdbeben zerstört und immer wieder auf- oder neugebaut. Heute kann man in einer geführten Tour über mehr als vierhundert neu gebaute Treppenstufen auf den Hauptturm steigen. Die Rundumsicht ist spektakulär, nichts für Leute mit Höhenangst oder Kopfkino betreffend der Erdbebengefahr.

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Die alte Holztreppe wäre nichts für uns gewesen.

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Eine unbeschilderte Strasse
Wir haben die Wahl, entweder fahren wir auf einer von Baustellen gespickten Haupstrasse Richtung Medellin oder nehmen eine Nebenstrasse ohne Nummer mit Namen Riosucio-Jardin. Unsere drei Navis (Maps.me, Googlemaps, Waze) kennen diese Strasse nicht. Im Internet finden wir Busverbindungen, die zwei Mal täglich über diese schlecht befestigte Strecke verkehren. Wir fragen uns durch, Wegweiser gibt es im Städtchen Riosucio nicht. Nach wenigen Kilometern treffen wir auf Waldarbeiter und fragen wieder, ob die Strasse nach Jardin offen ist. Es folgt ein langer Blick auf unser Auto mit der Antwort: «si, esta abierto, sigué». Danach treffen wir niemanden mehr, nur ein alter Wegweiser bestätigt, dass wir richtig sind.

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Es geht durch Schlammlöcher, über Steine, vorbei an weggeräumten Felsstürzen durch Wasser und über viel Kies. Das kennen wir ja schon und brauchen für die fünfzig Kilometer rund zweieinhalb Stunden.

Die Polizei wird eingeschaltet
In Jardin, wir sind bereits etwas müde, blockiert ein rücksichtsloser Kolumbianer die Zufahrt zum Übernachtungsplatz bei einer ‘Trucheria’, Forellenfarm. Die Äste hängen zu tief, kein Durchkommen, Wenden unmöglich und rückwärts über das enge sehr steile Strässchen ist auch keine Option. Wir warten, es wird gehupt und gerufen, aber niemand meldet sich. Wir werden sehr unhöflich gebeten wegzufahren, lehnen jedoch ab. Eine Nachbarin bietet uns Kaffee an, nichts tut sich. Nach anderthalb Stunden hat Magdalena, die Besitzerin der Trucheria, genug, sie fährt in die Stadt und wenige Minuten später erscheinen drei Polizisten auf ihren Motorrädern. Einmal die Sirene aufheulen lassen und wie aus dem Nichts erscheint der gekünstelt höfliche, gegenüber der Polizisten sogar unterwürfige Falschparker und macht den Weg frei. Wir schäkern noch etwas mit den sehr freundlichen BeamtInnen, bedanken uns bei jedem einzelnen, zeigen detailliert unseren Camper und lassen uns viel Zeit beim Wegräumen des Sicherheitskeils. Dass der Falschparker warten muss ist uns und den Polizisten egal. Danach haben wir eine feine Trucha (Forelle) im Restaurant von Magdalena mehr als verdient.

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In Jardin gibt es ein Reservat, wo gegen ein kleines Entgelt Anden-Felsenhähne beobachtet und fotografiert werden können. Da packt Thomas gerne die ‘grosse Kanone’ aus. Bei den Jungvögeln ist der Schnabel noch sichtbar.

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Wir erreichen Medellin und parkieren im Hostal/Camping Al Bosque, wie sehr viele Overlander vor uns, hoch über der Stadt. DIE Touristenattraktion Medellins ist die Comuna 13, ehemaliger Hotspot der Drogenkartelle, Kriegsgebiet u.a. der FARC und Heimat von Pablo Escobar. 2002 wurde sie in einer grossen, blutigen Militäraktion ‘befreit’ und durch Massnahmen wie dem Bau der Metro und den berühmten escaleras mecanicas (gewöhnliche Rolltreppen) an die übrige Stadt angeschlossen. Überall gibt es Wandgemälde, Graffiti und Polizeipräsenz. Ohne Führer kann man sich sehr schnell verlaufen.

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Ein Stadtrundgang inklusive Fahrt mit der Gondelbahn gehört hier einfach dazu. Die Spuren von Pablo Escobar werden systematisch eliminiert. Dafür ist der hier geborene Fernando Botero, ein weltberühmter Maler und Bildhauer, sehr präsent. Seine voluminösen Bronzeskulpturen stehen auch in einigen europäischen Städten.

Eine Perle in Kolumbien und ein Kilo.

One comment

  1. Hola ihr lieben, toller Bericht und ja wir kommen euch etwas näher, es ist unglaublich schön hier in Kolumbien, außer dem Wetter haben wir nichts zu beanstanden 😀🤗 aber es geht alles!! Liebe Grüße und gute Weiterreise mit eurem Rojito👍
    Bernhard und Maria aus Salento 🇨🇴

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