12.10 – 10.11.2022

Medellin – El Peñol - Guatapé – Barichara – Boscania - Santa Marta – Minca - Palomino

El Peñol lag einst in den Bergen, heute ist es ein neugebautes Städtchen am Stausee Embalse de Peñol. Die alte Stadt ging in den Fluten des in den siebziger Jahren angelegten Stausees unter. Als Erinnerung wurde der ehemalige Dorfplatz im Kleinformat nachgebaut und ist eine Touristenattraktion. Wir geniessen die Aussicht und das ungewohnt sonnige und heisse Wetter bei einem erfrischenden Getränk.

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El Peñol wird auch ein grosser, in der Nähe des gleichnamigen Städtchens und Guatapé gelegenen Monolith aus Granit genannt. Siebenhundertfünfzig richtungsgetrennte Treppenstufen führen auf den Spitz, wo die Aussicht auf die abwechslungsreiche künstliche Seenlandschaft die Mühen vergessen lässt. Es handelt sich um ein Touristenhotspot, man ist hier bei schönem Wetter nicht allein.

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Wir stellen uns auf den Parkplatz des Hippie-Hostals Kasa Kayam und mischen uns unter die jungen oft französischsprechenden Backpacker. Auf dem Eincheckformular wird auch nach der Lieblings-Musikband gefragt, da müssen wir nicht lange überlegen: für Eva CCR und für Thomas Queen. Und tatsächlich, es läuft oft ‘unsere’ Musik aus den siebziger und achziger Jahre, wir fühlen uns trotz erheblichem Altersunterschied sehr wohl. Im Restaurant ‘El Breton’ schlagen wir uns mit fast stilechten bretonischen Gallettes den Bauch voll, unser Gesprächsthema ist einmal mehr die europäische, insbesondere die schweizerische Küche, nach fast einem Jahr Südamerika vermissen wir das eine oder andere…

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Für die rund sechshundert Kilometer nach Barichara benötigen wir zwei Fahrtage. Eine lärmige Übernachtung bei einer Tankstelle neben Ölpumpen und anstrengende Überholmanöver von sehr langsam (10 kmh!) fahrenden Lastwagen auf sehr kurviger, enger Bergstrasse fordern ihren Tribut.

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Wir erreichen müde und etwas genervt den Campground Guaimaro (ehemalige Tabacco Finca) und werden von Julia und Joeb, Einwanderer aus Holland so herzlich empfangen, dass wir sofort alle Mühen vergessen. Julia ist Architektin und Joeb Archäologe/Bildhauer, entsprechend ausgewogen und harmonisch ist die ganze Anlage. Hier fühlen wir uns sofort wohl.

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Julia und Joeb zeigen uns ihr selbst entworfenes Haus Pitaya, das demnächst permanent vermietet ist und nicht mehr über Airbnb angeboten wird. Wir sind ob den Details und der Schönheit begeistert.

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Dias de razes (Kolumbustag, Ankunft Kolumbus in Amerika) wird in Barichara mit einem dreitägigen Volksfest und einem sonntäglichen Umzug gefeiert, diesmal sind wir voll dabei, in Gedanken an der Basler Fasnacht.

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Nach fünf wunderbaren Tagen nehmen wir von Julia und Joep (und Douglas und Evelyn und Dieter und Marcella) Abschied, wir wollen endlich wieder ans Meer. Nur wenige Kilometer weiter lassen wir uns den Naturpool von Justin's Campground La Pacha nicht entgehen.

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In Etappen geht es Richtung Norden, dem Ende unserer Reise entgegen. Beim Restaurante Rosalia am Strassenrand übernachten wir und werden von starken Regenfällen in der Nacht geweckt. Am Morgen besteht der Platz nur noch aus Schlamm. Da heisst es  4x4 rein und früh los. Bis Boscania kommen wir trotz überfluteter Brücken und Strassen gut voran.

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Strassenblockade in Boscania
Um 8:48 lassen wir volltanken und wollen schnell weiter, doch nichts geht mehr. Anfänglich vermuten wir, dass die Strasse infolge Überschwemmung unpassierbar ist, es stellt sich jedoch heraus, dass die Einwohner von Boscania die Strassen in Richtung Santa Marta und Cartagena sperren, um auf die 30'000 Fahrzeuge aufmerksam zu machen, die täglich durch ihre Ortschaft donnern. Wir stehen fünfhundert Meter vor der Blockade, es gibt kein vor oder zurück und eine Umfahrung gibt es auch nicht. Wir bieten für die Durchfahrt Geld an, was entrüstet zurückgewiesen wird (No Plata!!). Uns wird gesagt, dass die Blockade ein oder zwei Tage dauern könnte, deshalb stellen wir uns aufs Campieren auf der Strasse ein. Im kleinen Supermarkt decken wir uns noch mit Getränken ein, dann heisst es warten.

Nach langen sechs Stunden tut sich endlich etwas, Polizei und Militär sowie ein eskortiertes Fahrzeug mit abgedunkelten Scheiben fahren an uns vorbei. Bald darauf löst sich die Menge der Demonstrierenden auf, die Hindernisse werden weggeräumt und alle geben Gas, nichts wie weg. Wir schaffen es nur knapp vor Einbruch der Dunkelheit nach Santa Marta. Zum ersten Mal ist es in der Nacht schwül-heiss.

Strassenschilder wecken gosse Erwartungen.

Zu sehen bekommen wir in Barichara einen grossen Gecko in den Sanitäranlagen des Campgrounds und Schildkröten im Garten der Papierfabrik.

Ein Kilo
Tausend Nächte im Alphie, das feiern wir zum Frühstück mit frischem Brot aus der Alphie-Backstube und zum z’Nacht bei einer mittelmässigen Flasche Wein und Spaghetti al tonno, völlig unspektakulär.

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Nur zwanzig Kilometer südlich des heissen, schwülen Santa Marta liegt im Regenwald das kleine Städtchen Minca. Bei Daniel, einem eingewanderten Schweizer, auf seiner Finca Hostal Bolivar erleben wir den mythischen, vogelreichen und kühlen Regenwald der Sierra Nevada de Santa Marta. Wir befinden uns in der Regenzeit, es regnet deshalb noch mehr als sonst. Im Städtchen gibt es die ‘Swiss Bakery’ von Patrick (Pädu), einem eingewanderten Berner. Frisches Brot, Eclairs und Tartelets, da schlagen wir zu und bestellen ‘Bärner Züpfe’ für den nächsten Tag, bereits beim Kauf läuft uns das Wasser im Mund zusammen.

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Die Pozos Azules (blaue Becken) sollen erfrischende Naturwasserbecken im Rio Gaira sein. Scheinbar ein ‘must’ für jeden Minca-Besucher, ähnlich dem Verzascatal in der Schweiz. Die starken Regenfälle haben den Fluss sehr stark anschwellen lassen, das Wasser ist braun (und nicht blau) es gibt viele Baumstämme und die Sanität steht auch schon bereit. Das ist uns dann doch zu gefährlich und wir wandern ohne Bad in den Pozos etwas enttäuscht wieder zurück.

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In Santa Marta treffen wir Dimitri, den wir auf der Insel Gorgona kennen gelernt haben und betauchen mit ihm als Guide die schönen Weichkorallenriffe und Warcks in der Bucht.

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Wir campieren zusammen mit brasilianischen Overlandern auf dem Campground Cantamar, die Kommunikation klappt prima: sie auf Portugiesisch, wir auf Spanisch.

Endlich Ferien! Wir stellen uns auf dem Campground Bernabé kurz vor Palomino direkt auf den Sandstrand und geniessen die kolumbianische Karibik. Morgen- und Nachtessen mit den Füssen im Sand, das hatten wir lange nicht mehr. Dazu müssen wir eine unangenehme Erkältung auskurieren, aber in dieser Umgebung ist auch das kein Problem.

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Aufgrund der starken Regenfälle sind die Naturstrassen weiter im Norden nicht passierbar. Wir fahren noch zur Finca Kataa und erleben bei Maria und Alphonso zwischen vielen Tieren authentisches, kolumbianisches Fincaleben. Wir werden mit Kaffee und Arepas (Maisküchlein mit viel Käse) verwöhnt und fühlen uns herzlich in die Familie integriert.

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Der Countdown läuft, am 16. November werden wir unseren Alphie für eine weitere Verschiffung über den Atlantik im Hafen von Cartagena abgeben.

Eine Heimreise in Etappen.

4 comments

  1. Hola ihr lieben, wieder ein toller Bericht, muchas gracias:-))
    Wir wünschen euch eine sorglose Vorbereitung und Verschiffung nach Europa 👍
    Bis dahin noch eine schöne Zeit!!
    Herzliche Grüße Maria und Bernhard 🇨🇭🇨🇭

  2. Liebe Eva
    Lieber Thomas
    Ich nehme an, dass ihr meine Worte wieder in der alten Heimat lesen werdet, da ihr vermutlich zu Hause in der Schweiz seid! Leider bin ich erst heute dazu gekommen, die letzten Abenteuer eurer Reise zu lesen.
    Eure Berichte waren immer super interessant und die Fotos einfach wunderschön. Ich hoffe fest, dass ihr eine öffentliche Präsentation anbietet, da ich überzeugt bin, dass viele Leute von euren interessanten Erlebnissen hören möchten. Ich sitze in der ersten Reihe!
    Ich hoffe auf ein baldiges Wiedersehen, spätestens aber an der Basler Fasnacht – wir arbeiten im Glunggi Käller.
    Auf jeden Fall wünsche ich euch schon heute ein gutes und gesundes 2023!
    Elisabeth

    1. liebe Elisabeth,

      vielen Dank für den netten Kommentar. Mit der Präsentation wird es wohl nichts, dafür ist unserer Reise zu wenig speziell. Wir haben so viele andere Reisende getroffen die z.T. wirklich spektakulär unterwegs waren z.B. ein junger Mann aus dem Tessin alleine mit seinem Velo durch Argentinien (mit diesen Starkwinden in Patagonien). Vor ihm habe ich wirklich den Hut gezogen…

      Wir freuen uns auf ein Wiedersehen an der Fasnacht 23.

      LG
      Eva & Thomas

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