19. - 25.9.2022

Cali – Guapi – Isla Gorgona – Guapi - Cali

Die Anreise
Thomas ist dank Immodium fit für die Tour und wir sind auf dem Weg zur unbekannten, unbewohnten, ehemaligen Gefängnisinsel Gorgona, zwanzig Kilometer vor der pazifischen Südküste Kolumbiens. Die Anreise ist nicht einfach: Flug von Cali nach Guapi, dann Mototaxitransfer zur Anlegestelle, wo die Gepäckstücke in grosse, kostenpflichtige Abfallsäcke verpackt werden. Mit einem kleinen Boot sind es nochmals anderthalb Stunden. Es ist nicht erlaubt Esswaren oder alkoholische Getränke mitzubringen, weshalb die Parkbehörden das Gepäck gründlich durchsuchen, ganz besonders auf der Suche nach Drohnen, diese sind strikt verboten.

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Die Unterkünfte
Bei den Hotelzimmern handelt es sich um die ehemaligen Quartiere der Offiziere der Gefängniswachen, entsprechend einfach die Ausstattung. Die Warmwasseraufbereitungsanlagen auf den Dächern haben den Kampf gegen den Rost bereits vor langer Zeit verloren, weshalb es auf der ganzen Insel kein fliessendes, warmes Wasser gibt, geduscht wird hier nur kalt.

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 Schlangeninsel
Ihren Namen erhielt die Insel von Pissaro im sechzehnten Jahrhundert, denn 67 seiner Leute starben auf der Insel infolge von Schlangenbissen. Sie ist berühmt für eine dichte Population an ungiftigen und giftigen Kriechtieren, z.B. Boa Constrictor, Lanzenotter sowie Korallenschlangen. Serum sei vorhanden, dürfe jedoch nur von einem Arzt in einem Spital (in Guapi) verabreicht werden, deshalb ist es verboten die Insel, insbesondere am Abend und in der Nacht, allein zu erkunden. Wir hören von Schlangensichtungen, selbst sehen wir leider keine. Zusammen mit Jasmin und Markus, Backpacker aus Deutschland, gehen wir trotz Verbot mehrmals des nächtens im Dschungel auf Schlangenpirsch. Einmal werden wir erwischt und freundlich aber bestimmt in unsere Zimmer zurückgescheucht.

Täglich kommt eine Horde neugieriger Kapuzineräffchen vorbei und macht die Gebäude unsicher.

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Das Tauchen
Es gibt eine gut organisierte Tauchbasis und wir absolvieren in drei Tagen sechs (Thomas konnte die ersten beiden Tauchgänge noch nicht mitmachen) respektive acht (Eva) spektakuläre Tauchgänge. So viele riesige freischwimmende und gemeinsam jagende Muränen haben wir noch nie gesehen. Die pazifischen Korallengärten sind noch intakt und wunderbar zu betauchen. Die Buckelware sind noch nicht weitergezogen und wir hören Walmütter in sehr tiefen Tönen mit ihren Kälbern kommunizieren, dazwischen singen die Walbullen ihre Lieder, wenn sie nicht gerade auf der Wasseroberfläche hohe Sprünge vollführen.  Sie sind so nahe, dass wir die Schallwellen ihrer Laute unter Wasser spüren können. Die grosse Population an Weissspitzriffhaien lässt sich durch die Taucher nicht am Schlafen hindern. Spektakuläre Tauchgänge!

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Das Gefängnis
Zwischen 1960 und 1984 befand sich auf der Insel ein Hochsicherheitsgefängnis gebaut für ca. 120 Insassen, inhaftiert waren jedoch bis zu 2500 gleichzeitig. Als Vorbild dienten Pläne von Nazi- Konzentrationslagern, die Haftbedingungen waren ähnlich unmenschlich.

Die Gefängnisgebäude wurden seither dem Zerfall und dem Dschungel überlassen, nur ein kleiner Teil kann mit Führer noch besucht werden, sehr speziell.

Für die Holzfeuer der rund um die Uhr brennenden Herde und Backöfen, wurde die Insel gnadenlos abgeholzt, die Folge waren Naturkatastrophen. Auf Intervention von Menschenrechts- und Naturschutzorganisationen wurde das Gefängnis nach 24 Jahren Betrieb bereits 1984 wieder geschlossen und die Insel in ein Naturschutzgebiet umgewandelt.

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Tourismus, Militär, Polizei, Drogenmafia
Tourismus war hier schon immer schwierig, da an der einsamen Pazifikküste Kolumbiens Drogen nach Norden geschmuggelt werden. Die strategisch gelegene Insel wurde auch schon überfallen und es gab Tote, deshalb wird sie von Militär, Polizei und Nationalparkangestellten sehr genau be- und überwacht. Überall patrouillieren uniformierte Schwerbewaffnete mit dem Finger am Abzug, für uns Europäer sehr ungewohnt, für unsere kolumbianischen Mitreisenden das normalste der Welt.

Die Rückreise (Dauer 36 Stunden)
Für den Rückreisetag ist schwere See und schlechtes Wetter vorhergesagt. Die Ablegezeit wird deshalb auf sechs Uhr morgens vorverlegt, Frühstück gibt es erst in Guapi. Auf nüchternen Magen werfen wir vorsorglich Pillen gegen Reisekrankheit ein. Wieder wird das Gepäck durchsucht, diesmal nach Sand, Steinen, Korallen und Muscheln, man darf keine Souvenirs mitnehmen. Das Einsteigen in die stark schaukelnden Boote ist eine Herausforderung und die hohen Wellen zusammen mit dem peitschenden Regen verlängern die Überfahrt auf zwei unangenehme Stunden, dann gibt es Frühstück.

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Als wir zum Flughafen kommen, sind die Passagiere des früheren Flugs immer noch am Boden, ein Techniker liegt unter der Maschine und wir werden informiert, dass sich unser Flug um ca. drei Stunden verspätet. Im kleinen Flughafen gibt es kaum Infrastruktur und wir haben alle Hände voll zu tun, unser Gepäck zu bewachen und die Gerüchte über den Weiterflug aufzuschnappen. Um fünfzehn Uhr ist es dann soweit, alle Satena-Flüge sind gecancelled und wir werden zurück nach Guapi in ein Hotel gebracht. El Preferido der Name, das Beste ist die Aussicht, alle anderen unappetitlichen Details haben wir bereits wieder vergessen.

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Überall bewaffnete Militärs und Polizei, bei Anbruch der Dunkelheit werden die Geschäfte geschlossen, die Strassen teilweise abgesperrt und die schwer bewaffneten Patrouillen gehen in den Kampf gegen die Drogenmafia, wir wagen nach dem frühen Abendessen keinen Schritt mehr aus dem Hotel. Dafür gniessen wir einige Bier mit Dimitri, einem belgischen Einwanderer, der ebenfalls hier gestrandet ist.

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Am Tage herrscht idyllisch geschäftiges Markttreiben. Wir sind jedoch erleichtert, als wir im Flugzeug sitzen und den gefährlichen Süden Kolumbiens verlassen können und ohne weitere Vorfälle Cali erreichen.

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Kaffee und Kuchen.

One comment

  1. ….. der blanke Wahnsinn – wir wissen einfach nicht wie gut es uns geht.
    Euch zwei Mutigen noch viele tolle Begegnungen unter und auf dem Wasser, in der Luft und auf dem Land!
    Liebe Grüße aus der “kleinen, süßen Schweiz.
    Elisabeth und Paul

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