26.7. – 13.8.2022

Guayaquil – Ingapirca – Cuenca – Alausi – PN Chimborazo - Banos – San Joaquin – Quito – PN Cotopaxi - Quilotoa

Bei der Abfahrt in Guayaquil erfahren wir, dass die direkte Strasse nach Cuenca infolge Felsabbrüchen und Wartungsarbeiten am Bahntrassee gesperrt ist. Will vom Parking Macaw rät uns, die Ausgrabungsstätte Ingapirca (3170 müM) zu besuchen und dazu die E35/40 zu nehmen.

In Eiseskälte besucht Eva die bedeutendste Ausgrabungsstätte Ecuadors allein. Nach heutiger Deutung könnte es sich um einen Sonnentempel, ein Observatorium, Grabstätten, Lagerräume und rituelle Bäder handeln, zu sehen sind viele Steine und Mauerreste. Thomas hat wirklich nichts verpasst. Das garstige Wetter beschleunigt die geführte Tour zum Ausgang, wo heisser Cocatee gegen die Kälte und die Höhenkrankheit ausgeschenkt wird.

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In Cuenca ‘quetschen’ wir uns zusammen mit zwei anderen europäischen Reisenden in den kleinen Innenhof von Miriam (Tu parada en Cuenca), ideal gelegen, um die Altstadt zu Fuss zu erkunden.

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In der Umgebung gibt es einige Thermalbäder. Gemäss Miriam ist das ‘Piedra de Agua’ das Schönste. Wir haben Glück, an einem Aktionstag (35 USD für 2) kann sie uns noch einen Termin für den Circuit de Spa (das volle Programm) buchen.  Von netten englischsprechenden Bademeisterinnen angeleitet, werden wir durch Thermal-, Schlamm- und Dampfbäder gelotst. Am beeindruckendsten sind die kleinen Thermalbecken im Innern des Vulkans. Beim Entspannen im grossen Thermalbecken lernen wir Becky und Mark aus den USA kennen. Anstatt der empfohlenen 20 Minuten bleiben wir fast zwei Stunden im warmen Wasser und ‘verquatschen’ uns über das Reisen und die schönen Seiten des Daseins.

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Ein Ausflug zum Parque National Cajas kürzen wir infolge Regens auf einen Spaziergang um die Laguna de Llaviuca ab.

Alausi war einmal ein wichtiger Zugknotenpunkt. Die Gleisanlage ist in einem unbefahrbaren Zustand und der berühmte Zug Nariz de Diablo steht still. Wann diese Linie wieder in Betrieb genommen wird ist nicht bekannt. Geblieben ist Eisenbahnromantik für einige wenige Touristen. Dafür finden wir auf der Farm Killa Wasi einen perfekten Standplatz.

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Brotelend
Nach längerer Zeit im Ausland lernen wir das knusprige, duftende, frische, geschmackvolle und abwechslungsreiche Brot der Schweiz so richtig schätzen. Wir sind immer auf der Jagd nach Panaderias (Bäckereien), um einigermassen geniessbares Brot zu finden. Hier in Alausi checken wir sechs (!) Panaderias ab und kaufen in jeder einen Querschnitt des zum Teil sehr dürftigen Angebots. Aus Erfahrung wissen wir, dass hemmungslos uraltes Brot eingepackt wird, dass immer mit Zutaten wie zum Beispiel Käse oder undefinierbaren Kräutern gerechnet werden muss und dass fast alle Brote mehr oder weniger gezuckert sind. Von den zwölf eingekauften Brotsorten stufen wir nur drei als geniessbar ein, der Rest verfüttern wir den Hunden…

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Die Allee der Vulkane (Name geht auf Alexander von Humboldt zurück), ist ca. 300 Kilometer lang und soll an 22 der insgesamt 73 Vulkanen Ecuadors vorbeiführen.  In dieser Wolken-, Sprühnebel- und Regensuppe sind zurzeit aber überhaupt keine Berge sichtbar.

Wir wagen, trotz mässiger Wettervorhersage, einen Abstecher Richtung Chimborazo. Ein schlafender Vulkan der Superlative: höchster Berg Ecuadors (6263 müM), weiteste Entfernung des Gipfels zum Erdmittelpunkt, da kann der Mount Everest einpacken. Auf 3800 müM finden wir – trotz dichten Nebels - den kleinen Volcano View Campground. Nomen est omen, denn plötzlich reisst für ca. 30 Minuten die Nebeldecke auf und während wenigen Augenblicken zeigt sich der Chimborazo in voller Schönheit.

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Danach kämpfen wir wieder mit Wolken, Nebel und der Höhenkrankheit. An einen auch noch so kleinen Spaziergang ist wegen Kopfschmerzen und Schwindel (und schlechten Wetters) nicht zu denken. Wir trinken selbst gekochten Cocatee und 'schlotzen Cocadääfeli'. Danach folgt eine kalte, regnerische Nacht und frühmorgens geht es durch den Nebel wieder hinunter ins Tal.

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Wir ziehen uns zur Beratung ins ‘Abby’s Hideaway’ in Banos zurück. Der Tungurahua, ein aktiver Vulkan, überragt die touristische Bergstadt und führte bei zahlreichen Eruptionen, die letzte 2016, zu Schäden und Todesopfern. Er versteckt sich jedoch während der drei Tage, die wir hier verbringen, konsequent hinter einer blickdichten Wolkendecke. Das Städtchen ist jedoch ein Besuch wert.

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Ecuador ist der Inbegriff für Bananen. An jeder Strassenecke sind sie für sehr wenig Geld zu haben und in jedem Garten steht eine Staude. Auf den Früchten findet sich die Bananenspinne...

In San Joaquin, nur wenige Kilometer vom Eingang zum Parque National Cotopaxi entfernt, regnet es nicht nur am Ankunftstag, auch für die nächsten Tage ist keine Wetterbesserung in Sicht. Wir entscheiden uns nach Quito weiterzufahren. Wärmere Temperaturen, sonnige Abschnitte und gutes Internet bei Arie’s Cabins hellen die regengetrübte Laune etwas auf. Arie, der holländische Besitzer, hat leider mit gesundheitlichen Covidproblemen zu kämpfen und ist zurzeit in Holland, wir werden von Maria jedoch sehr herzlich empfangen. Wir besuchen Quitos Altstadt und steigen auf die Basilica del Voto National, alles von körpergepanzerten Polizisten bewacht.

Im Restaurant La Purisima gibt es zum bestellten Aperogetränk eine Kostprobe des Agua Santa (Kräuterschnaps) gleich dazu serviert. Das Rezept für die Torta Negra De Jueves Santo (schwarzer Kuchen des Gründonnerstag) ist vierhundert Jahre alt und beinhaltet fünfundzwanzig Zutaten, ein ungewöhnliches Geschmackserlebnis.

Mit einer der höchsten Seilbahnen der Welt (TeleferiQo), geht es auf 3'945 müM an den Ostrand des Pichincha Vulkans (letzter Ausbruch 2002), dem Hausberg Quitos. Hier müssten einige Vulkane zu sehen sein, aber die grossen, schneebedeckten sind mal wieder nicht sichtbar.

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Ein Ausflug zum Denkmal des Mitad del Mundo (Äquator) gehört auch zum Programm. Wir sind in Quito mit Uber unterwegs, was sehr gut klappt und hier die sicherste Art Taxi zu fahren darstellt. Was nur wenige wissen, im 19 Jahrhundert haben sich die französischen Geografen um ca. 240 Meter verrechnet, das Denkmal des Mitad del Mundo ist nur ungefähr auf dem geografisch korrekten Äquator, den Besuchern ist es egal und eine Versetzung der Bauten wäre viel zu teuer.

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Cuy (Meerschweinchen) gibt es hier in Südamerika an praktisch jeder Ecke. Thomas, der in seiner Kindheit Meerschweinchen gezüchtet hat, kann dieser kulinarischen Spezialität gar nichts abgewinnen, auch nicht als Kostprobe, und Eva isst sowieso kein Fleisch.

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Das Wetter soll am verlängerten Wochenende nach dem Unabhängigkeitstag Ecuadors sehr gut sein. Wir fahren zurück zum Parque National Cotopaxi und bereits auf der Autobahn gibt es Staus wegen Schaulustiger, denn endlich zeigt sich der berühmte Vulkan. Thomas verstellt die Höhenkompensation, es geht auf 4000 müM.

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Wir haben an diesem Tag sehr viele Fotos vom Cotopaxi, diesem klassischen, kreisrunden, 5897 Meter hohen und 2015 letztmals ausgebrochenen Schichtvulkan geschossen.

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Da kann der benachbarte 4721 Meter hohe, stark erodierte und nicht mehr aktive Ruminahui nicht mithalten.

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Zu sehen sind zudem der Antisana, 5758 müM und in der Ferne nochmals der Chimborazo mit links daneben der Carihuairazo, 5018 müM, Rest einer Caldera.

Dafür haben wir gerne eine eiskalte Nacht, am morgen hatten wir sieben Grad in der Kabine, in Kauf genommen. Jede verfügbare Decke kam zum Einsatz, denn in dieser Höhe funktioniert unsere Dieselheizung nicht mehr. Einheimische Besucher versichern uns, dass solche wolkenfreien Tage eine absolute Ausnahme sind.

Zum Abschluss unserer Tour durch die Allee der Vulkane machen wir einen Abstecher zur Laguna de Quilotoa, einem Kratersee/Caldera auf knapp 4000 müM, zum letzten Mal gewaltig ausgebrochen ca. 1280.

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Anakonda?

One comment

  1. Liebe Eva, lieber Thomas
    Wie immer – eindrücklich und sehr faszinierend eure Erlebnisse – vielen Dank für die tollen Berichte und Fotos.
    Hier, nach den sehr heißen Sommerferien – alles im grünen Bereich!
    Händs guet und bis zum näxschte Mool
    Elisabeth und Paul

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