20.5. – 4.6.2022

Huacachina – Pisco – Laguna Moron – Lunahuana – Pucusana - Lima  

Die Küste von Peru ist eine Wüste nicht nur im Sinne von trocken, sandig und vegetationarm sondern auch vermüllt und verschandelt. Anzeichen für ein Umdenken sind jedoch sichtbar: Mülltrennungsanlagen obwohl alles wieder auf einem Haufen landet, Schilder, die das Wegwerfen oder Deponieren von Müll verbieten oder auffordern die Umwelt zu erhalten. Auch nach mehreren Wochen können wir uns einfach nicht an den Anblick wilder, stinkender Müllhalden gewöhnen.

Das Campieren im Parque National de Paracas ist nicht mehr erlaubt, man darf sich für viel Eintrittsgeld nur einige Stunden darin aufhalten, wir fahren weiter. Auch im gleichnamige Hafenstädtchen, gibt keine akzeptablen, sicheren Übernachtungsplätze. Wir ‘flüchten’ in den charmanten, kleinen Campingplatz Paracas Camp 2. Er bietet kaum Platz für unseren Alphie dafür gibt’s gemütliche Loungeecken, einen Swimmingpool und sehr nette Gastgeber. Da kann uns Meersicht gestohlen bleiben.

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Ganz anders in Pisco. Viktor, ein peruanischer Biologe, erlaubt Overlandern auf seinem kleinen Grundstück direkt am leider vermüllten Strand zu übernachten. Sonntags ‘putzt’ er den Strand mit einigen Freiwilligen, eine schöne Aktion aber in Anbetracht der Müllmenge und der Länge des Strandes nur ein Tropfen auf den heissen Stein. Wir bleiben zwei Nächte und geniessen in den kleinen Strandrestaurants peruanischen Comfortfood: Ceviche (rohen, in Zitronensaft eingelegten Fisch), Chicharron (paniert, frittiert) und Arroz con mariscos (gewürzter Reis mit Meeresfrüchten). Eva frönt endlich wieder mal ihrer Lieblingsbeschäftigung: Abendessen mit den Füssen im Sand, hier mit tollem Sonnenuntergang inklusive.

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Die lange Pier wurde 2007 von einem schweren Erdbeben stark beschädigt. Sie dient in Teilen als Vogelrastplatz und wird von den Einheimischen noch zum Angeln und ‘Abhängen’ genutzt. Wir verzichten auf eine Begehung, denn sie könnte jederzeit ganz zusammenbrechen, der starke Wellengang und die anhaltend leichten Erdbeben arbeiten unermüdlich daran.

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An der Laguna Moron finden wir eine Wüstenoase mit grossem Badesee. Kaum Besucher dafür viele Dünen und glasklares Wasser. Hier frönen wir unserer anderen Lieblingsbeschäftigung: morgendliches, einsames Baden.

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Wir wollen wieder in die Berge und planen einige Tage zur Akklimatisation ein. Im ‘Vinos y Sol’ in Lunahuana finden wir nach einigem Suchen einen Übernachtungsplatz auf den letzten Drücker. Thomas hat es ziemlich erwischt, er kann die wunderschöne Anlage inklusive Swimmingpool nicht nutzen, er verbringt viel Zeit in den sanitären Anlagen. Kulinarisch reduziert sich der Speiseplan tagelang auf einfachste Schonkost bestehend aus Haferschleimsuppe, weissem Reis und Kohletabletten. Der besorgte Besitzer rät uns dringend einen Arzt aufzusuchen, doch nach drei Tagen bessert sich der Zustand und wir können ohne medizinische Hilfe weiterreisen.

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Da ein Aufstieg auf über 4000 müM. aus gesundheitlichen Gründen nicht in Frage kommt, entscheiden wir uns weiter der Küste entlang zu fahren. Grua, so wird der Nebel genannt, der während acht Monaten das Wetter an der Küste bestimmt. Grau, trostlos, feucht und kalt. Da hilft nur ab und zu ein Abstecher in die nahen, nebelfreien Berge.

In Pucusana gibt es keine Overlanderplätze und die Zufahrt ist abgesperrt und wird bewacht. Frech fahren wir trotzdem direkt vor das Tauchcenter und parkieren auf der Strasse. Niemand kümmert’s, niemand stört’s, keiner stellt Fragen, wir bleiben. Unser Tauchguide ist begeistert von den derzeitigen Tauchbedingungen: Sichtweite 5 Meter, starker Wellengang, hässlicher Schaum auf der Wasseroberfläche. Für uns 'maledivenversaute' Hobbytaucher schon fast eine Zumutung, trotzdem ein schönes Erlebnis.

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Auch in Lima (11 Mio. Einwohner, weder U-Bahn noch Kläranlage) gibt es kaum sichere Übernachtungsplätze. Beim Club Suizo dürfen Schweizer (der Pass muss vorgewiesen werden!) drei Nächte auf dem grossen Parkplatz stehen. Schon die Fahrt zum Club ist eine Herausforderung, denn der Verkehr ist mörderisch, rücksichtslos, chaotisch und beide Navigationssysteme führen direkt in eine zu enge Strasse. Unter lautem Hupkonzert müssen wir umständlich wenden und einen anderen Weg suchen, die Nerven liegen blank!

Beim Versuch auf den Parkplatz des Clubs zu gelangen weist uns der Parkwächter drei Mal ab (no entrado, no estationamiento, demasiado alto). Ist uns egal, für soetwas haben wir keinen Nerv mehr. Wir ignorieren ihn einfach, denn wir wissen, dass wir unter dem Torbogen hindurch passen und parkieren dürfen! Für die Kommunikation mit der unfreundlichen peruanischen Dame an der Rezeption reissen wir uns dann wieder etwas zusammen, wir wollen ja die drei Tage bleiben...

Drei Tage sind für Lima viel zu wenig Zeit, aber wohin in einer Stadt, ohne Campinginfrastruktur und wo die meisten Parkingeinfahrten eine Höhe von maximal 2.1 Meter aufweisen? Die ‘Rettung’ kommt per Zufall von Maria und Bernhard. Sie haben das gleiche Problem und werden von Urs (Leiter der Pestalozzischule) auf den Schulparkplatz eingeladen. Wir dürfen uns dazustellen, vielen herzlichen Dank.

Kein Müll, alles gefegt, geputzt, gestrichen und repariert, eine CH-Schule eben. Sogar die Kuh erhält am Wochenende ein farblich abgestimmtes, massgeschneidertes 'Mänteli'.

In Miraflores sind wir mit Isabelle, einer netten CH-Bekanntschaft, zu einem stimmungsvollen typisch peruanischen Nachtessen verabredet.

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Das historische Zentrum von Lima erreichen wir mit dem öV, die schnellste und günstigste Variante. Per Bus geht es auf einer Extraspur vorbei an den sich oft stauenden Taxis. Ein Rundgang um die Plaza de Armas, ein Abstieg in die Katakomben der Kirche San Francisco, die Besichtigung der Kathedrale und des erzbischöflichen Palastes sowie die Suche nach fehlenden Ausrüstungsgegenständen bestimmen unsere Ausflüge in die Innenstadt.

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In den Katakomben wäre das Fotografieren verboten aber gleich wie im Strassenverkehr, für Peruaner gibt es keine Verbote, wir passen uns an.

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Ein Spaziergang in den berühmten Stadtteil Barranco und ein Besuch in der Heladeria Creme de la Creme zu einem Lucuma-Eis sind weitere Höhepunkte. Lucuma sieht aus wie eine Feige und das etwas mehlige, gelbe Fruchtfleisch schmeckt wie eine Mischung aus Apfel und Kürbis, des Peruaners Lieblingseis.

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35jähriger Hochzeitstag und immer noch zusammen im Leben unterwegs. Maria und Bernhard laden uns spontan zu einem Apéro ein, das macht Spass...

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Wie weiss ist die weisse Kette?

2 comments

  1. Es war wirklich sehr schön euch in Lima wieder zu treffen, wir haben es sehr genossen mit euch den Platz zu teilen! Hoffen auf ein Wiedersehen:-))🤗
    Grüße Maria und Bernhard 🇨🇭🇨🇭

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